Tanja Elisa Glinsner, publikumspreis des 2. Österreichischen Komponistinnenwettbewerbs und Call for Scores 2019

Tanja Elisa Glinsner „Wind, weiße Stimme…“ für Flöte, Klarinette, Harfe, Horn und Violoncello (UA)

Tanja Elisa Glinsner wurde 1995 in Linz geboren und nahm bereits in jungen Jahren Unterricht in Violine, Klavier und Saxophon und machte in Folge auch ihre ersten kompositorischen Versuche.

2005 – 2013 besuchte sie den Musikzweig des Akademischen Gymnasiums in Linz und studierte als Mitglied der Akademie der Begabtenförderung an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz Violine und Komposition.

2014 setzte sie ihr Kompositionsstudium bei Wolfgang Suppan und 2016 ihren Magister bei Michael Jarrell an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien (MDW) fort. Zudem studiert sie seit 2015 Gesangspädagogik und Konzertfach Gesang bei Rannveig Braga-Postl und seit 2018/19 bei Regine Köbler und freut sich, nun ein Orchesterdirigatsstudium – ebenfalls an der MDW –  bei Johannes Wildner zu beginnen.

Neben verschiedenen solistischen Auftritten in Opernproduktionen der MDW wie als Tolomeo in G.F.Händels Cesare in Egitto (2018), in der Partie der Baba in G.C.Menottis The Medium (2019) wirkt sie außerdem seit 2017 bei verschiedenen Opernprojekten des Arnold Schoenberg Chores am Theater an der Wien und der KV – Wiener Staatsopernchor mit. Im Sommer 2018 sang sie ihr Debut beim Grafenegg Festival als Alte Nonne in P. Hindemiths Sancta Susanna, eine Opernproduktion mit dem Grafenegg-Academy-Orchestra und der KV Wiener Staatsopernchor unter der musikalischen Leitung von Leon Botstein. 2015 belegte sie den 2. Platz beim Fanny Hensel Kompositionspreis. 2018 wurde sie für ihr Stück Fu forseun tempo… mit dem 1. Österreichischen Komponistinnenpreis der „Orchesterwelt“ (im Rahmen von Wien Modern) ausgezeichnet.

Ihr Werk BlurRed  wurde im Rahmen der Saarbrücker Komponistenwerkstatt von der Deutschen Radiophilharmonie (SR) unter der Leitung von Manuel Nawri am 7. Juni 2019 uraufgeführt.

Zur Zeit schreibt sie an einer Auftragskomposition für die MDW mit dem voraussichtlichen Titel „Scena di Medea“ für Streichquintett und Sprecherin, deren Uraufführung für den 10. März 2020 im Wiener Musikverein geplant ist.

In “Wind, weiße Stimme”, dessen Titel auf das gleichnamige Gedicht von G.Trakl zurückgeht, versuche ich auf die letzte Verszeile “Der kranken Seele verfallener Bogen Schweigen und Kindheit.” und den zu Beginn aufkommenden “Wind” näher einzugehen. Zum einen hat mich der „Bogen“, welcher sich über  jedes ganze Leben – wie unsichtbar – spannt, interessiert, zum anderen die Bedeutung der Luft und des Atems. Das Leben baut sich langsam von Atemzug zu Atemzug auf und findet durch jeden Atem, mit dem es wächst, in sich mehr Freiheit und Eigenständigkeit, bleibt aber doch bis zum Letzten dem einen Element unterworfen, welches das Leben erst ermöglicht: Am Ende gehen wir, wie wir gekommen sind – mit einem Atemzug. Diesen Bogen von dem ersten bis zum letzten Atemzug beschreibt auch “Wind, weiße Stimme”, weshalb ich mein Augenmerk darauf gelegt habe, den “einen Charakter”, welcher die Harmonie bestimmt und die Person an sich symbolisiert, mit verschiedenen Arten der Luft bzw. des Windes spielen zu lassen, bis schließlich der Atem am Ende versiegt. Dabei ist das Stück so konstruiert, dass es sich allmählich bis zu einem Kulminationspunkt hin erweitert und daraufhin wieder zusammenzieht – dies soll den Glauben an eine gewisse Tendenz zur „Symmetrie“ des Lebens  (als Gedankenanstoß kann die Frage: „Wie verhält sich das hohe Alter zur frühen Kindheit?“) darstellen.