23.09.25 DIETER KAUFMANN – Ein persönlicher Nachruf.

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23.09.25 DIETER KAUFMANN – Ein persönlicher Nachruf.

DIETER KAUFMANN  – Ein persönlicher Nachruf.
In den Siebziger Jahren bin ich im Rahmen meines Kompositionsstudiums auf den Lehrgang für elektroakustische Musik gestoßen. Dieter Kaufmann hat die Studierenden in seiner sympathischen und menschlichen Art mit Musique concrete, Geräuschkunst, Soundcollagen etc. bekanntgemacht. Er hat uns ermuntert, selbst Aufnahmen zu machen, in der Natur, in der Straßenbahn, überall. In dem Studio oben im Konzerthaus haben wir dann auf den damals gängigen Revox Aufnahmegeräten Musik geschnitten, im wortwörtlichen Sinn, und die braunen glänzenden Bänder mit einem Klebeband auf der Rückseite wieder zusammengefügt. Natürlich haben wir auch oft gemeinsam wild musiziert – “Nichts Bekanntes Spielen” sagt er immer wieder, ein Grundsatz, den ich noch heute befolge. Im Sommer lud er zu einem Workshop an den Ossiachersee, da lernte ich ihn auch privat als Mensch kennen und schätzen. Neben seinem scharfen Verstand, seiner Kritik an allem Verzopften, Engstirnigen, an jeglicher Ungerechtigkeit, hatte er auch ein großes und weites Herz. Symptomatisch dafür ist jener Brief, den er sofort ohne zu zögern schrieb, als ich erwähnte, dass meine Musik vom Ministerium nicht gefördert wird, weil ich fast nie etwas notiere, sondern Spontankunstwerke schaffe:
“Sehr geehrter Herr Magister Seiwald,
ich möchte mich als em.o.Univ.Prof. für Komposition der MDW
in erster Linie aber als komponierender Kollege von Walter Baco
dafür einsetzen, dass dieser Komponist, Improvisator und Organisator
des Ensembles Orchesterwelten bei der Vergabe von Stipendien
und anderen Förderungen berücksichtigt werden sollte.
Er ist ein Meister der Improvisation und hat es auf diesem
Gebiet auf ein künstlerisches Niveau gebracht, das der
Komposition durchaus ebenbürtig ist, ja durch Spontaneität
und Direktheit des Ausdrucks, notierte Musik durchaus übertreffen
kann. Improvisation, als Komposition im Moment der Aufführung,
ist eine besondere Gabe und sollte ebenso gefördert werden,
wie die Resultate notierter Musik. Das setzt allerdings die
Anwesenheit des Hörers im Moment der musikalischen
Schöpfung voraus. Mit den besten Grüßen, Dieter Kaufmann, 3.3.21″
Dafür und für viele schöne Kunstmomente voll Humor und Tiefe bin ich ihm sehr dankbar. Walter Baco.

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